Wir kommen auf SERENDIPITY IV an
- Nina
- 4. Aug. 2022
- 3 Min. Lesezeit
Juni 2022
Vor einer Woche sagten wir: "...und jetzt geht es los." Die letzten Besorgungen waren gemacht, ein letzter Termin beim Coiffeur und dann auch noch einen zusätzlichen Koffer gekauft, damit alles zuoberst auf der Packliste doch noch mitkommt. Am Flughafen dann die Herausforderung, all unser Gepäck, unglaubliche zwölf Gepäckstücke, vom Taxi zum Check-in zu bringen. Aber da hatte Michael sozusagen in letzter Sekunde vorgesorgt und einen Gepäckservice bestellt. Wir wussten gar nicht, dass es so etwas gibt, aber es hat sich gelohnt und sehr gut funktioniert.

Bei der Ankunft in Izmir, Türkei, hatten wir immer noch gleich viele Gepäckstücke. Zum Glück! Aber wiederum das gleiche Problem diese vom Gepäckband zum Ausgang und dann zum Auto zu bringen. Zuerst wollte uns der junge Herr beim Schalter 'Airport Ground Services' nicht helfen. Erst als er sah, wie viele Koffer und Taschen ich vom Band hievte und aufstapelte, wurde er weich. Er organisierte jemanden mit einem grösseren Gepäckwagen, der uns samt unserem Gepäckstapel durch den Security Check bis zum Ausgang begleitete. Dank diesem Escort mussten wir wohl auch nur drei ausgewählte Taschen durch den Security-Scanner schicken. Solche Security Points sind oft überbesetzt, wo vier bis fünf Männer und Frauen gelangweilt um einen Scanner herumstehen und in die Bildschirme (teils ihrer eigenen Mobiltelefone) schauen. Diese Schicht wollte sich spät abends wohl keine zusätzliche Arbeit aufhalsen und hat bei unserem Gepäckberg ein Auge zugedrückt.

Schlussendlich war es eine lange Reise, anstrengende Tage davor und auch generell wenig Schlaf, weil einem doch immer wieder irgendetwas durch den Kopf geht. Und schliesslich arbeitete ich bis drei Tage vor Abflug. Aber wir sind gut in der Türkei auf der SERENDIPITY IV, unserem neuen Zuhause, angekommen.

Wir wussten, dass es mehrere Stunden benötigen würde, um all unsere Habseligkeiten auszupacken. Und nochmals mehrere, und mühsamere und intensivere Stunden, um einen geeigneten Platz für alles zu finden. Oftmals ist es der vermeintlich perfekte Platz, der dann später wieder aufgegeben werden muss, da etwas anderes eben da und nur da gelagert werden kann. Aber so ist das auf einem Boot: nichts ist irgendwie definitiv und alles im Fluss. Dabei öffnen wir jedes Schapp (in Seglersprache Regal mit Türe) gefühlte hundert Mal und haben alles gefühlte dutzend Male umgeräumt.

Kompliziert wird die Angelegenheit zusätzlich dadurch, dass man immer wieder etwas in die Finger bekommt, das ‘unbedingt’ jetzt geputzt, repariert oder montiert werden muss. Ablenkung und Chaos pur. Am Ende lernen wir unsere Segeldame (und uns selbst…) immer besser kennen. Und lernen, uns auf ihr zu bewegen, wie eine Katze auf dem rollenden, von Leinen umspannten Kajütendach.

Wir verbringen unsere langen Tage damit, “klar Schiff” zu machen. Klar Schiff machen, heisst etwa, das Schiff für das Auslaufen vorbereiten, also alles verstauen, aufräumen und sichern, so dass bei Schräglage unter Segel nichts herumfliegen kann. Wir haben auch immer wieder Leute von der Werft an Bord, die noch etwas einstellen, nachziehen oder uns erklären müssen. Auch montieren wir all das, was wir aus der Schweiz mitgebracht haben, und das ist nicht wenig, und machen uns mit der ganzen Elektronik vertraut.
So ist das Pfingstwochenende, von dem in der Türkei nichts zu spüren ist, schnell vorbei und die neue Woche auch schon halb verstrichen. Wir müssen auch noch unseren ‘Keller’ (Steuerbord-Sitzbank) füllen, also uns verproviantieren, um einen Grundstock an Lebensmittel zu haben. Am liebsten gehen wir für frische Sachen auf lokale Märkte, so auch hier in Didim. Hier herrscht eine emsige Atmosphäre und wir geniessen es, zwischen den Einheimischen das bunte, frische Gemüse zu begutachten und zwischen den Ständen hindurch zu schlendern. Zur Stärkung essen wir typisch türkische Gözleme (gefüllte Fladen), trinken türkischen Tee dazu und beobachten ältere Herren bei einem Rummikub ähnlichen Spiel zu. Voll bepackt fahren wir die etwa sechs Kilometer auf unserem Velo und Trotinette (das auf halber Strecke schlapp machte und ich laufen musste) zurück in die Marina.

Am 11. Juni 2022 ist es dann so weit – wir lösen die Leinen und verlassen Didim. Ziel ist Samos, GR, leicht nördlich von Didim in der ägäischen See. Kurz vor der Ankunft in Samos kommen wir in unser erstes Gewitter und sehen wegen schlechter Sicht kurze Zeit die Insel nicht mehr. Zum Glück klart es dann doch noch auf und wir machen die Leinen im Hafen von Pythogorio fest. Ein Agent hilft uns, das nicht einfache Prozedere des Einklarierens eines ehemaligen türkischen und jetzt schweizerischen Bootes zu vollziehen.
Ahoi!
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